»Nie waren die Menschen so uninformiert«

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Gespräch mit Francisco Sierra Caballero. Über Medien in Gesellschaften mit einem Überfluss an Information, über Zensur im Zeitalter der »sozialen Medien«, über Manipulation und darüber, warum man Journalisten braucht, die eine klare politische Haltung zeigen.

Der Anschlag in Hanau vom 19. Februar hat eine Debatte darüber ausgelöst, wie die Medien den Täter darstellen. Denn der Mörder war ein Faschist, aber offensichtlich auch ein psychisch kranker Mensch. Welchen Einfluss haben die Medien auf die Realität, die sie beschreiben?

Wie bei jedem anderen dialektischen und widersprüchlichen Prozess wäre vielmehr die Frage zu stellen, welche Rolle die Kommunikation angesichts solcher Situationen generell spielt. In Krisenphasen, wie wir sie jetzt erleben, können Ängste ausgelöst werden. Das betrifft die Berichterstattung über den Aufstieg des Faschismus in Europa, über Sicherheits- und Präventionspolitik, über Attentate und Naturkatastrophen oder die Zukunft des Euro. Da wird ein regelrechter Angstdiskurs geschaffen. In der Folge gibt es nur verhaltene Proteste oder andere Mobilisierungen im öffentlichen Raum. Für die permanente Rede von Krise und Katastrophe, die der regelnden Hand bedürften, wirken die Medien als Lautsprecher.

Wird dieser Effekt dadurch verstärkt, dass in den »Social Media« der Journalist als Vermittler fehlt?

Sicher, wir haben es hier mit einem nicht zentralisierten System zu tun, das die Streuung aller möglichen Gerüchte ermöglicht. Die Verbreitung der manipulativen Desinformation erfolgt auf vertikale und wenig transparente Weise, das hat zunächst mit einem fehlenden Vermittler nicht viel zu tun. Im übrigen gibt es das nicht erst seit dem Aufkommen der »sozialen Medien«. Das gab es auch schon früher. Man beginnt nach alternativen Quellen zu suchen, anderen Erzählungen und Erklärungen Glauben zu schenken, weil man den Verdacht hat, dass die Darstellung in den traditionellen Medien verfälscht ist. Das Vertrauen in das politische System oder die institutionellen Medien schwindet. So etwas passiert häufig in Krisenzeiten.

Welche Rolle spielen diese »sozialen Netzwerke« beim Aufstieg der Rechten, die Journalisten hassen und von »Lügenpresse« sprechen?

Reden wir von dem, was gemeinhin als »Populismus« bezeichnet wird: Man versucht den Vermittler aus dem Weg zu räumen, seien es Journalisten oder die Institutionen des Staates bzw. der repräsentativen formalen Demokratie. Der Populismus, sei er rechts oder links, sucht das direkte Gespräch mit der Bevölkerung. Die Kritik an den Journalisten ist dabei sehr verbreitet. In Spanien etwa gehören Journalismus und professionelle Politik laut Umfragen des staatlichen Statistikinstituts INE zu den Berufen, die das schlechteste Image haben. Die Popularität von US-Präsident Trump rührt nicht zuletzt daher, dass erhebliche Teile der US-Bevölkerung – wie in Spanien – den Medien ablehnend gegenüberstehen, was allerdings auch nicht sehr verwunderlich ist, so wie die gegenwärtig berichten. Trump und andere Populisten erwecken vor diesem Hintergrund mit verrückten und irrationalen Aussagen mehr Vertrauen als Journalisten und Repräsentanten des Staates. Das Paradoxe daran ist, dass die Medien im Zuge solcher Entwicklungen und mit dem Auftritt solcher Figuren wieder Interesse wecken.

Sie sind Vorsitzender der »Unión Latina de Economía Política de la Información, la Comunicación y la Cultura«, ULEPICC, eines internationalen Zusammenschlusses kritischer Wissenschaftler, und haben eine besondere Verbindung zu Mexiko. Warum berichten die Medien kaum etwas über dieses Land?

Es gab schon immer eine Art Geopolitik der Kommunikation. Die Berichterstattung erfolgt asymmetrisch, viele Themen werden erst gar nicht behandelt. Mexikos Regierung unter Präsident López Obrador ist da ein Beispiel. Aber man könnte auch die politischen Morde in Kolumbien nennen, die jeden zweiten Tag stattfinden, auch darüber wird nicht informiert. In spanischen Medien wiederum ist Venezuela allgegenwärtig. Dabei werden allerdings wichtige Themen wie etwa die sozialen Errungenschaften dort, aber auch in Ländern wie Ecuador, Uruguay oder Argentinien in der vergangenen Dekade schlichtweg ausgespart. Die Angelegenheit müsste auch aus Sicht der politischen Ökonomie betrachtet werden, um festzustellen, wie sich international die Gewichte verschoben haben. Von den Universitäten kommt da wenig. Und nur die ganz großen Medienhäuser haben inzwischen noch Korrespondenten in Lateinamerika, die meisten kommen aus den USA. Das wiederum erklärt die Gründung von Sendern wie Telesur in Venezuela oder weiteren internationalen Sendern, die andere Schwerpunkte setzen.

Wie haben die verschiedenen politischen und juristischen Manöver gegen progressive Regierungen in Lateinamerika die dortige öffentliche Meinung beeinflusst?

Wir kennen das aus der Doktrin des »Konflikts niedriger Intensität« in Nicaragua. Es handelt sich dabei um einen psychologischen Krieg. Im »Santa-Fe-Dokument« der CIA wurde das Szenario eines schmutzigen Krieges gegen die legitime Regierung der Sandinisten skizziert. Eine progressive Partei kann die Regierung eines Landes stellen, aber wenn der reaktionäre Gegner Medien, Armee und Justizapparat kontrolliert, hält er weiterhin die Fäden der Macht in der Hand und bestimmt die öffentliche Meinung. Damit wird garantiert, dass die strategischen Interessen transnationaler Unternehmen nicht tangiert werden. Die Ausnutzung der juristischen Macht ist Teil dieser Strategie des niederschwelligen Krieges, nicht zuletzt, weil die Richter der betreffenden Länder oftmals in den Vereinigten Staaten ausgebildet worden sind.

In Katalonien behaupten die Parteien, die für eine Unabhängigkeit einstehen, dass auch gegen sie eine vergleichbare schmutzige Kampagne läuft. Wie bewerten Sie die Rolle der Medien im Konflikt um Katalonien?

Die Rolle der Medien war entscheidend, weil dort eine Vorverurteilung stattgefunden hatte, bevor der Prozess gegen die katalanischen Regionalpolitiker auch nur begann. Die Medienmacht konzentriert sich auf wenige Eigentümer. Damit war die Möglichkeit einer ausgewogenen Berichterstattung von Anfang an ausgeschlossen. Es gab nur wenige Ausnahmen, kleine Medien wie etwa Publico, die eine gute Arbeit gemacht haben. Der Richterberuf wiederum war lange oder ist womöglich noch immer von der Franco-Diktatur geprägt, eine Erneuerung des Justizapparats ist nach deren Ende nicht erfolgt, nur wenige Privilegierte, im Grunde eine Oligarchie, können sich diesen langen Karriereweg leisten. Etliche von ihnen vertreten noch immer franquistische bzw. extrem rechte Auffassungen.

Im April erscheint unter dem Titel »Marxismo y comunicación« ihr neues Buch. Was kann die marxistische Theorie im Bereich der Kommunikationswissenschaften leisten?

Zur Kulturindustrie, zur Massen- und Konsumkultur gab es von seiten einer marxistischen Forschung anfangs nur relativ wenige Studien. In den 70er Jahren begann eine Untersuchung der politischen Ökonomie der Medien: Welche Eigentumsstrukturen bestehen, welche Konzentrationsprozesse finden statt, wie produziert und reproduziert sich die Kulturindustrie? In einer Kultur, in der die Medien immer mehr an Gewicht erlangen, muss diese Entwicklung theoretisch reflektiert werden. Aber aufgrund einer antimarxistischen Hegemonie an den Universitäten gibt es nur sehr wenige kritische Studien zu diesem Gegenstand. Mit diesem Buch möchte ich einen Beitrag zur marxistischen Theorie auf dem Gebiet der Kommunikation leisten, zeigen, welche dialektischen Werkzeuge uns zur Verfügung stehen, um Kommunikation zu denken. Marx selbst hat keine Kommunikationstheorie erarbeitet, aber er war, was oft vergessen wird, auch Journalist. Ein großer Teil seiner Analysen gründet auf seinen Berichten über ökonomisch krisenhafte oder revolutionäre Situationen. Man kann seine Gedanken ohne seine Chroniken nicht verstehen. Es gibt bisher keine systematische Zusammenfassung der für eine kritische Medientheorie bzw. Kommunikationswissenschaft relevanten Beiträge marxistischer Theoretiker – angefangen bei Marx über die Frankfurter Schule, Gramsci oder auch Bertolt Brecht. Das soll im ersten Teil des Buchs geleistet werden. Im zweiten Teil geht es um die Frage, wie der Informationskapitalismus funktioniert. Auf Spanisch gibt es reichlich marxistische Literatur, aber auf dem Gebiet der Kommunikationswissenschaft eher wenig, und wenn dann konzentriert auf die Eigentumsverhältnisse in der Medienbranche.

Die Untersuchung der Effekte von Kommunikation erfolgt rational. Wie sieht das bei der Rezeption aus? Müssen da nicht auch irrationale Momente berücksichtigt werden?

Das ist eine zu bewältigende Aufgabe. Bei der Kritik an den herrschenden Medien müssen wir uns vergegenwärtigen, was der britische Historiker Edward Palmer Thomp­son (1924–1993, jW) in seiner radikalen Historiographie berücksichtigte: Es gibt so etwas wie eine moralische Ökonomie der Massen. Traditionell haben wir uns eher den Kontroll- und Manipulationsformen gewidmet sowie den Fragen nach Struktur und Eigentum der Medien. Kaum aber der Frage, auf welche Weise Menschen sich bestimmte Botschaften aneignen und verarbeiten und welche Schlüsse sie daraus ziehen. Wir müssen über die fast schon bequeme traditionelle marxistische Kritik des Staates hinausgehen und uns den sozialen Netzwerken zuwenden. Gramsci hat zu seiner Zeit etwas ähnliches gemacht.

Wikileaks ist vielleicht ein paradigmatisches Beispiel für das, worüber wir gerade sprechen. Aber wie viele Menschen in Europa wissen heute, was momentan mit Julian Assange passiert?

Das ist das Paradox der Informationsgesellschaft. Nie waren die Menschen so uninformiert wie heute. Damit droht den halbwegs demokratischen Verhältnissen eine nicht unerhebliche Gefahr. Ich engagiere mich zusammen mit den Anwälten von Julian Assange in einer Gruppe, die auf Veranstaltungen über seinen Fall informiert. Es ist ein Skandal, dass jemand wie Assange, der gravierende Menschenrechtsverletzungen aufdeckt, verfolgt, inhaftiert und gefoltert wird. Die Situation, in der Assange sich befindet, betrifft uns alle. Seine Verfolgung bedeutet eine Attacke auf die Meinungsfreiheit, auf das Recht auf Information und eine Verletzung fundamentaler Rechte. Von der Meinungs- und Informationsfreiheit hängen alle anderen Freiheiten ab. Ohne Information können wir keine weiteren Rechte fordern.

Auf Malta und in der Slowakei wurden 2017 bzw. 2018 zwei Journalisten ermordet. Waren das Einzelfälle, oder ist so etwas jetzt häufiger zu erwarten?

Wie bereits angedeutet: In Kolumbien und in Mexiko sind Journalistenmorde beinahe an der Tagesordnung, doch kaum ein Medium berichtet in Europa darüber. Nun sind Journalisten auch in der Türkei oder Ungarn gefährdet. Zu erinnern ist auch an den Fall José Couso Permuy, der spanische Kameramann, der 2003 von der US-Armee während des Irak-Krieges getötet wurde. Die USA haben wichtige internationale Verträge nicht unterzeichnet, die die Sicherheit von Journalisten und medizinischem Personal garantieren sollen. Den Boten der schlechten Nachricht aus dem Weg zu räumen ist gängige Praxis. In Europa geschieht das zumeist auf symbolische Art; und es ist auch nicht neu. Während des Nordirland-Konflikts ging die britische Premierministerin Margaret Thatcher gegen Journalisten juristisch vor. Auch investigativen Journalisten passiert das immer wieder.

Stellt der sogenannte Bürgerjournalismus eine Bedrohung für den Beruf des Journalisten dar, oder ist das nur ein vorübergehender Hype?

Da gibt es viele Missverständnisse. Die Anfänge dieser Form der Berichterstattung liegen im lateinamerikanischen »Volksjournalismus«, einem Konzept, über das ich immer wieder mit Kollegen aus Gewerkschaften oder Berufsverbänden diskutieren musste. Es ist ein Irrtum zu denken, dass Bürger, die Informationen produzieren, den Journalisten ersetzen könnten. In der Ära der sozialen Netzwerke muss man allerdings über eine Kooperation mit den Lesern nachdenken. Der Journalist hat nicht mehr den exklusiven Zugang zu Informationen. In Mexiko oder Argentinien hat man sogar die Arbeitsmethoden geändert und sich für den Dialog mit den Lesern geöffnet, um über relevante Themen zu berichten. Diese Kooperation trägt dazu bei, dass Themen tiefer und besser behandelt werden. Ein Beispiel dafür sind die »Voces ciudadanas« (deutsch: Bürgerstimmen; jW) in Kolumbien.

Ist das nicht zu viel Information? Sind die Gesellschaften nicht eigentlich übersättigt?

Ja, darüber wurde bereits in den 80er Jahren diskutiert. »Ökologie der Information« nennt sich eine Forschungslinie, die eine Übersättigung an Information theoretisch reflektiert. Diese Übersättigung führt nicht nur zu geringerer Aufmerksamkeit, sondern zu einer generellen Desorientierung ganzer Gesellschaften im ideologischen, kulturellen und moralischen Sinne. Die Flut an Informationen überwältigt die Menschen. Vicente Romano (1935–2014, jW) war einer der wenigen Marxisten in Spanien, der diese Idee einer Ökologie der Kommunikation aufgriff, verknüpft mit der Einsicht, dass die natürliche Zeit, die einem Menschen zur Verfügung steht, nicht unendlich ausdehnbar ist. Die Fähigkeit der Menschen, Informationen aufzunehmen, ist begrenzt. Das lässt sich bereits in Schulen und Kindergärten beobachten, wo schon Kinder mit Smartphones interagieren und hyperstimuliert sind, aber auch bei erwachsenen Menschen, deren Fähigkeit für abstraktes Denken verschwindet und bei denen die invasive Kolonisierung ihres Geistes und ihrer Fähigkeiten unaufhaltsam voranschreitet.

Die sogenannten Qualitätsmedien berufen sich auf ihre angebliche Neutralität. In Berufsverbänden oder in Universitäten werden dagegen Medien, die eine erkennbar parteiische Haltung einnehmen, wie die junge Welt beispielsweise, als »aktivistisch« verächtlich gemacht. Warum?

Eine solche Anschauung ist positivistisch und aus meiner Sicht obsolet. Die ideologische Presse wird als ein Relikt des 19. Jahrhunderts betrachtet. Im 20. Jahrhundert setzte sich, ausgehend von der angloamerikanischen Presse, der Gedanke durch, dass Jour

nalisten nicht Mitglied in Parteien sein könnten, dass Medien unabhängig sein müssen. Ab den 1960er Jahren beobachten wir aber das genaue Gegenteil. In Spanien zum Beispiel erhalten die Medien eine institutionelle Finanzierung von den Parteien des bisherigen Zweiparteiensystems. Das sind die sogenannten Reptilienfonds. Doch die Idee einer angeblichen Objektivität wird in den Universitätsfakultäten weiter verbreitet und übersetzt sich in eine dramatische Entpolitisierung der Information. Es sollte dazu gehören, dass sich die Medienprofis am öffentlichen Leben beteiligen. Der argentinische Journalist Rodolfo Walsh (1927–1977, jW) setzte sich für einen »militanten Journalismus« ein und verteidigte die Revolution in Kuba. Die Fakultät für Journalismus und soziale Kommunikation an der Universität von La Plata ist eine Ausnahme, beruft sich auf Walsh und bildet Journalisten in dieser Tradition aus.

Sintonía Laica 394 19/03/2020

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Francisco Sierra Caballero, catedrático de Teoría de la Comunicación; Pura Sánchez Sánchez, escritora y Sebastián Martín Recio, médico portavoz de Marea Blanca en Sevilla, miembros del Ateneo Republicano de Andalucía, nos hablan de la situación motivada por el cononavirus y el corinavirus.

Comunicación y progreso

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El inicio de la nueva Legislatura inaugura un ciclo político marcado por la conformación del primer Gobierno de coalición y la impostergable resolución de déficits históricos de nuestra democracia como la ausencia de una cultura informativa pluralista. Un reto este estratégico, a juzgar por la virulencia de los discursos ultramontanos de la extrema derecha.

Aunque considerado habitualmente un problema menor, el futuro del país dependerá en buena medida del alcance de las políticas de comunicación y la capacidad del Gobierno de influir en la consolidación de los valores democráticos de tolerancia, respeto a los principios constitucionales y una comunicación abierta y socialmente responsable.

Ello exige, como es lógico, comenzar por la renovación del Consejo de la Radiotelevisión Española (RTVE), siguiendo el modelo de concurso público, y los principios de mérito, paridad y prestigio profesional para la independencia de sus profesionales.

En este sentido, la plataforma Teledetodos viene demandando medidas urgentes respecto al modelo de gobernanza, la financiación y el proyecto de desarrollo de la radiotelevisión pública, carente a día de hoy de una dirección legitimada y de un marco estratégico adecuado a los retos del nuevo entorno informativo. Pero de ello apenas se ocupa el acuerdo de coalición progresista.

Sí se contemplan, en cambio, medidas fundamentales para el futuro de la industria cultural como la creación de la Oficina Pública de Derechos de Autor que, sin duda, puede mejorar los ingresos de este sector de la llamada economía creativa en el PIB, garantizando la sostenibilidad y las condiciones laborales de los profesionales frente al monopolio de los GAFAM (Google, Amazon, Facebook, Apple y Microsoft).

La apuesta del nuevo Ejecutivo por una política activa en torno a la revolución digital contempla, además, iniciativas importantes como el desarrollo de un plan de infraestructuras para la competitividad, el impulso de la tecnología 5G, y la planeación de proyectos piloto en campos tractores como el turismo o las Smart Cities, además de diversas medidas de formación como la Estrategia de Ciudadanía Digital para la participación en el ágora virtual donde se forman las identidades del nuevo sujeto de la llamada pospolítica.

Este planteamiento es coherente con la Carta de Derechos Digitales que viene impulsando la UE y puede situar a España a la vanguardia del nuevo horizonte tecnológico ante formas emergentes como el blockchain o la sociocibernética de nueva generación.

La centralidad de esta visión sobre la cuarta Revolución Industrial plantea incluso un nuevo marco de Estatuto de los Trabajadores que aborde el desafío del capitalismo de plataformas digitales. Entre las medidas de progreso, se contempla el uso del Big Data para la automatización de procedimientos administrativos y la fiscalización social con garantías para la población que sufre la precariedad de prestaciones como falsos autónomos.

La Administración Pública de la era digital que se esboza en dicha propuesta es un proyecto transversal, que el propio ministro de Universidades, Manuel Castells, ha descrito en La sociedad red con magistral erudición y visión prospectiva.

Lo inédito es que, por vez primera, un Gobierno de España se tome en serio la comunicación y no precisamente en una lectura decimonónica limitada al periodismo. Los retos de la Inteligencia Artificial, la ciberseguridad, la economía circular y los sistemas expertos de minería de datos, la conectividad y el Internet de las Cosas perfilan, en nuestro tiempo, un ecosistema cultural que nos obliga a repensar la comunicación para el progreso, en pleno siglo XXI, desde nuevas matrices y bases materiales.

Y ello presupone un notable incremento de la inversión pública en ciencia y tecnología, como también la consideración de enseñanzas artísticas en la formación superior universitaria, no consideradas tradicionalmente en las políticas de comunicación y cultura, aunque resultan vitales para sectores punta como la industria del videojuego.

En un sistema híbrido como el actual es necesario, en suma, revisar principios y marcos normativos convencionales y empezar a problematizar el rol de los medios, verdadero obstáculo para el futuro y la democracia. Y es que la estructurra duopólica de información sigue marcando la agenda en nuestro país con la lógica mercantilista de cuanto peor mejor en la cuenta de resultados, vulnerando toda exigencia de calidad y deontología profesional.

En otras palabras, el Ejecutivo no podrá implementar estas medidas si no empezamos a desbloquear el campo de producción del imaginario que sigue anclado, como dejó escrito Blas Infante, en la lógica política de Cánovas, el Bergamín Pontífice de la caciquería española, que más que la potencia creadora de transformación se realimenta de la destrucción creativa de la chalanería y la especulación bárbara e insultantemente inculta.

Un primer paso en esta dirección debiera ser la aprobación de una Ley General de Comunicación que modernice nuestro ecosistema mediático, empezando por la transparencia de la publicidad institucional, verdadero fondo de reptiles que hace posible la dinámica heredada del bipartidismo de lo mismo, entre liberales y conservadores.

Pero nos tememos que ello resulta, a día de hoy, inviable, entre otras razones porque la caverna mediática es eso: penumbra y oscuridad. Nos queda pues solo seguir insistiendo en la pedagogía democrática de la comunicación: por el bien de España y por el progreso de todos.

Digitosofía

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¿Qué sentido tiene hablar de una filosofía de los apéndices articulados… qué nos está queriendo decir la familia Botín. De qué dedos estamos hablando, ¿del dedo pulgar para, a golpe de click, validar como en Facebook operaciones en paraísos fiscales?

En tiempos líquidos, que diría Bauman, de esta posmodernidad perdida, llama la atención que cuanto más se apela a lo inmaterial, al carácter ubicuo del universo postmaterialista de la realidad virtual, más sentimos físicamente la violencia indiscriminada del capitalismo: sea en forma de represión militar, como en Chile, o a través de la biopolítica, característica de la aporofobia, por la que hoy a los pobres jubilados se les impone la espera interminable de las colas -el poder siempre opera administrando el tiempo- o sufren la penitencia del manejo indescifrable para ellos de los cajeros electrónicos en trámites que antes despachaban con la ayuda del personal de las sucursales. Por ello, no deja de resultar irónico que el Banco Santander se abone a este gusto por la vanguardia tecnológica al encubrir la tramoya del sentido de esta apuesta perversa por el algoritmo.

Aprendimos con Faustino Cordón, que cocinar hizo al hombre. El proceso evolutivo que, filogenéticamente, nos hizo homínidos no es comprensible sin pensar cómo nos aplicamos a transformar la materia orgánica, con ayuda del fuego, para reproducirnos como especie. Mano y cerebro, fuego y alimento, hicieron posible al homo sapiens, al homo faber y al homo loquens que hoy somos. Pero qué sentido tiene hablar de una filosofía de los apéndices articulados que nos distinguen como especie. Da que pensar. No sabemos si hablan de los pies o de la mano: si apelan a seres bípedos o nos quieren en otra posición: con la mano abierta o el puño cerrado. Que nos está queriendo decir la familia Botín. De qué dedos estamos hablando. ¿Del dedo pulgar para, a golpe de click, validar como en Facebook sus operaciones en paraísos fiscales? ¿Nos está ordenando con el dedo índice el camino a seguir de los Chicago Boys que implosiona en el país austral? ¿O más bien se trata de un perverso juego publicitario, y ávidos del orden de la moderación y el justo medio aristotélico, en verdad nos están haciendo una peineta a lo Bárcenas? De manos y puños, los de El mono azul algo sabemos, pero de dedos, lo que se dice de dedos y digitosofía, más bien poco. Y por eso uno empieza a cavilar. Más que por costumbre de la filosofía de la sospecha porque no nos metan el dedo en el ojo y porque, simple cultura tabernaria, no nos chupamos el dedo. Con el 15M nos quedamos a dos dedos de lograr la democracia por fin en España. Muchas décadas después la momia es noticia y la televisión pública hace un espectáculo en vivo. La vida sigue igual, ya lo dijo Julio Iglesias. El problema es que ahora tenemos la certeza de que la mochila austriaca más que quebrar el espinazo, como a los jóvenes estudiantes que acuden a la escuela cargados en sus mochilas de inservibles manuales del imperio Polanco (no solo por revisionistas de la historia oficial del régimen borbónico, sino por su obsolescencia programada: como la informática), anticipa una molesta operación con el dedo anular que va a ser cualquier cosa menos agradable.

En este capitalismo de amiguetes del reino de España, parece que avanzamos de la fase oral a la anal. Solo por la vía sádica de la estrategia gore, los de siempre, los de la casta, los que construyen la trama, pueden seguir robando con la acumulación por desposesión. Por ello, la profusión de imágenes y narrativas de la violencia. La trama precisa enredar, la espiral del disimulo, la maña y el drama aristotélico, la retórica de las emociones, las banderas y el conjunto de dispositivos que hagan aceptable esta mala representación. En fin, que empiezo a pensar que lo que quería decir la señora Botín es que nos va a meter los dedos. Lo que no sabe es que la digitosofía sirve también para pulsar las cuerdas, dar en la tecla y soñar despierto en redes conectando multitudes, y descubrir otros usos y costumbres. Pero eso ya lo contaremos otro día que acabo de recordar que, cumplidos los cincuenta, debo ir a visitar al proctólogo. Disculpen la asociación de imágenes, que diría Freud: Chile, España… cuestión de colonoscopia.

TIC y comunicación para el desarrollo

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La cuarta revolución industrial está alterando radicalmente, los procesos de producción y consumo que definen las ecologías de vida en la sociedad de la información. Ello se traduce en nuevos retos desde el punto de vista de los Objetivos para el Desarrollo Sostenible (ODS). La contribución de las tecnologías de la información y la comunicación (TIC) a la participación y autonomía de los ciudadanos exige, otras metodologías y abordajes que contribuyan a la innovación social y al tejido de redes para el buen vivir. En este libro, los autores proponen una nueva agenda para la acción en materia de comunicación para el desarrollo a partir de la experiencia de veinte años de trabajo de campo en Europa, América Latina y África.

La fiambrera obrera

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No me gusta la cultura del disimulo, ni Rosalía. Pero en el capitalismo excedentario, el exceso es la norma y sus uñas no solo dan grima ni sirven exclusivamente para llamar la atención, también dan cuenta de la emergencia de otra forma de imaginar la vida, un elemento de vindicación de clase que pone en evidencia la crisis del modo de producción. Lo paradójico es que, de Hollywood al hip hop, el estilo se manifiesta como política, a nivel formal, desconectado de una ética y propuesta transformadora. Iniciamos el siglo con la crítica del star system mediático a la cultura del chándal bolivariano de Hugo Chávez y hoy asistimos al triunfo de los elementos icónicos y las imágenes del universo quinqui en una democracia low cost, de baja intensidad, que en España es más característica del modelo chiringuito o del ingenio azucarero (economía fazenda). Esto es, del trap a Trump, la cultura subalterna ha visto alterada, en la era digital, los patrones estéticos y no tanto las lógicas de dominio. Ahora, el gusto por lo kitsch, por lo zafio, o considerado, de acuerdo a la norma dominante, de mal gusto corresponde a la tendencia al desborde del exceso de capital financiero acumulado manifestándose en la epidermis social, como en el barroco que tan bien supo entender Juan Carlos Rodríguez, en una suerte manierista de deseo de lo hortera. Como bien sabe el lector, en el siglo XIX en Madrid este calificativo definía al mozo o menestral empleado en el comercio de la capital, luego popularizado peyorativamente por los usos como equivalente a las formas llamativas que por imitación querían emular los usos y vestimenta de la burguesía. En definición del Diccionario Etimológico de Corominas, los que llamaban horteras en Madrid eran jóvenes que acudían al trabajo en el comercio llevando su comida en una horterilla que calentaban a la hora del almuerzo en la trastienda. Como había algunos puestos de trabajo donde no se podía calentar, supongamos, unas lentejas, muchos lo que llevaban en la hortera era únicamente fiambre, pan y fruta. Por eso la palabra hortera fue poco a poco abandonándose en favor de la fiambrera. De vueltas con la historia, hoy la vindicación de la cultura de la necesidad ya no es una pose de vanguardia situacionista de los ochenta en pleno apogeo del neoliberalismo. Está presente ya no solo entre obreros de la construcción. Ha ganado terreno en las universidades, entre el precariado que no llega a fin de mes, se ve entre los creadores culturales y la generación Instagram que emula el sueño dorado de las clases acomodadas y, más allá aún, se da entre las élites culturales que tienden a radicalizar sus códigos y estilos de vida para imitar a los sectores subalternos. Y no hablamos de la presencia habitual en el cine (de los herederos de Eloy de la Iglesia), la televisión (Brigada Costa del Sol) o el universo de las series de Netflix. Lo hortera es un fenómeno transversal que permea hoy la cultura zombie como antaño, con el inicio de la era del vil metal, tuvo lugar la literatura de pobre. Y tiene sus manifestaciones en el audiovisual, el arte o la música. Véase por ejemplo el caso de Califato ¾ o DMBK y la cultura kimkidelia del neofolklore en la música andaluza que se manifiesta sin complejos, fusionando, en la era neobarroca, formas y registros de otros códigos culturales. Hablamos, en fin, de manifestaciones de un nuevo ciclo de emergencia de la cultura plebeya que nos debe hacer pensar cómo rearticular el espacio de la estética y la política contrahegemónica para vindicar lo vulgar y las formas contemporáneas de protesta en respuesta al capital. Pues no solo de perrear vive el hombre. Es el momento de pasar del culipandeo y el postureo del capitalismo selfie a la toma de posición. Materiales de construcción no faltan.

El discurso ultramontano

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El diálogo es una condición existencial, tal y como nos legó Paulo Freire. No hay sujeto sin voluntad de atenta escucha, pero en la sociedad del ruido y voxiferante, en la alborotadora sociedad del cansancio, la norma, afirma Byung-Chul Han, es la sordera, y este es nuestro principal problema democrático, considerando que el sistema cultural es materialmente autista.

El futuro, por contra, eso esperamos, debe ser el de la escucha activa, una sociedad de ciudadanos que oyen, atienden y, en consecuencia, logran aprender del otro. Un ideal de la Dictadura de la Pedagogía, como sugiriera Blas Infante, por hacer, y hoy más que nunca necesario. Y no, como propone Reventós, una sociedad que ignora el grito.

La indiferencia no es la cultura de la tolerancia. Antes bien, el futuro de España se adivina entre el discurso del miedo y el discurso del medio. La querencia del IBEX 35 por la Familia, la Tradición y la Propiedad, pareciera añeja, de otro siglo, el XIX.

Pero he aquí que seguimos anclados en el diseño canovista, de burgos podridos, caciques y oligarcas empoderados y un sistema político y electoral con su propio chivo expiatorio –los comunistas–, amenaza fantasma de los intereses rentistas de la casta acomodada en los consejos de administración, que se reparte los recursos y medios de vida, por encima de nuestras posibilidades.

Una casta que vive de la tradición como norma no cuestionable de la misa, el responso y los discursos meapilas sobre el destino universal y el imperio del nacionalcatolicismo. Una casta sin historia, con la que se impone el refugio de la familia, sin Estado, por una mal entendida concepción subsidiaria de lo público, entre la miseria, la dependencia y el citado extractivismo que dejan a los ciudadanos a la intemperie de una vida indigna, al pairo del Padre Omnipotente de la corona garante del orden y la confabulación de una narrativa decimonónica que condenó al ostracismo a liberales, intelectuales, líderes políticos y dirigentes que amenacen esta cosmovisión hoy dominante.

Y todo ello gracias, en parte, a la degradación cultural del sistema educativo y unos medios de contaminación masiva cuya función básicamente es evitar que la gente común piense, demande y exija lo que nos es propio, no vaya a ser que empecemos por pensar que esto de la Marca España –familia, tradición y propiedad– no sea más que una milonga, y el jefe del Estado, un mero traficante.

Así, tanto gusto de los de Serrano y la milla de oro por la caza y la montería termina resultando irremediablemente obsceno, un remedo de la estética madelman con la que echarse al monte a fuerza de pronunciar ilógicos panegíricos extremistas entre ridículas contradicciones y la falta de sentido de humor. Pues perdieron todo juicio, estética y razón.

Y es que la crisis civilizatoria que vivimos es pródiga para soluciones futuristas de violencia y velocidad, a golpe de tuit o de asesores improvisados titulados con Máster de saldo y ocasión. Por lo mismo, el discurso del odio y neofascista no debe ser combatido.

Todo experto en comunicación sabe que información produce información, como la dialéctica del fetichismo de la mercancía. La comunicación política ultramontana se combate con el BOE, con reformas fiscales, regulación del oligopolio eléctrico, con derechos y fiscalización social y con economía política, que es la caja negra que nunca nombran los del pin parental y otras ocurrencias premodernas.

Esto es, con ciencia y con conciencia, no subiendo el tono de voz, que es muy propio de una cultura, como digo, replicante, pero no dialógica, autista y no dialéctica, violenta y nada productiva. Una cultura, en fin, anclada en el pasado y poco cultivadora de la virtud y el ejemplo, que a fuerza de ir más allá, no sabe estar de vuelta. Es lo que tiene el espíritu ultramontano: nunca supo de los límites ni del arte de lo posible.